Erziehungsauftrag++ Auf dem Heimweg von Österreich wollten wir über Regensburg um die Walhalla zu besuchen. Die Google-Navi hat uns elegant um Salzburg herum und dann südlich von Passau durch die Pampa über die Grenze navigiert, ganz ohne Grenzkontrolle. Plötzlich war da ein Schild „Altötting 13 km“. Altötting, das katholische Mekka im oberbayerischen Grenzland. Planänderung.
Altötting an Maria Himmelfahrt, das ist ein Gewimmel aus Alten, Lahmen, Jungen, Ordensleuten, normalen Menschen, Menschen, die ein Kreuz mit sich herum tragen, Menschen, die einfach vor sich hin beten, ein paar wahrscheinlich Verrückten und uns halt.
Das Kind 1 wollte nicht recht glauben dass sich Oma und Uroma über eine Flasche Weihwasser freuen werden, werden sie aber. Vermittlung katholischer Basics direkt am Objekt. Ein sehr beeindruckender Ausflug! Danach ging es dann weiter nach Regensburg, immer schön weiter über die Bundesstraße, auch schön, zum Runterkommen.
Kind 1.0
Emotionen, Emotionen, Emotionen, ….
Was für eine emotionale Woche! Am Montag war der Willkommenstag in der neuen Schule vom Kind 1, incl. Klasseneinteilung, Kennenlernen der neuen Lehrerin und Mitschüler, Probeessen und Besichtigung des zukünftigen Klassenzimmers. Tags drauf dann Verabschiedungsfeier in der alten Schule von der alten Klasse und von der alten Lehrerin. Und gestern hat das Kind 1 dann noch eine Zahnspange verpasst bekommen. Start vom Leben 2.0 vom Kind 1.0.
Das Kind 1 ist übrigens ein FiF – ein First in Family. Speziell in unserem Fall ein FiFiG – ein First in Family in Gymnasium. Das heißt es kann frei von irgendwelchen „ich weiß noch bei mir früher“-Tipps selbst seinen Weg gehen. Wir sind Gym!
Ein rundes Konsumding
- Deine Kopfhörer sind angekommen.
- Deine Kopfhörer sind weiter verkauft.
- Deine Kopfhörer wurden an den Käufer übergeben.
- Deine Kontodaten wurden übermittelt.
Erst wenn das Kind 1 in die neue Schule kommt, dann kriegt es ein Handy, vorher nicht hat die Chefin befohlen. Woher es kommt, was für eines es kriegen soll und mit welchem Vertrag, das sind dann die Details um die sie sich dann nicht mehr kümmert, das macht ihre IT-Abteilung.
Also wurde weitsichtig der eigene Vertrag verlängert und ein niegelnagelneues Handy geordert – noch bevor das überhaupt auf dem Markt war. Dieses Vertrauen in das neue Produkt wurde vom Hersteller mit einem Bose Quietcomfort 35 II belohnt. Und weil dieser Lohn nicht der hauseigenen IT-Abteilung sondern der Weitsicht gebührt, wurde er sofort nach Lieferung weiterverkauft. Damit wurde Schritt 1 der Mobilisierung vom Kind 1 mit einem fetten Plus auf dem Konto und einem überdimensional großen neuen Handy für den Chef abgeschlossen. Dafür gibt es bestimmt ein Lob.
Die Qual der Wahl
Elternsein ist ja manchmal gar nicht so einfach und früher war es an der ein oder anderen Stelle auf jeden Fall einfacher. Zum Beispiel war es vor ca. 30 Jahren noch normal in der Hauptschule zu sein. Gab es überdurchschnittlich gute Schüler wurden die nach der vierten Klasse aufs Gymnasium geschickt oder nach der Sechsten auf die Realschule. War man normal, dann war man auf der Hauptschule. Heute wählt man die Schulart nach der vierten Klasse. Oder besser gesagt, die Eltern wählen und die Lehrer empfehlen. Hat man sich auf eine Schulart für das Kind festgelegt, dann bewirbt man sich an einer entsprechenden Schule und mit etwas Glück wird man genommen oder bekommt einen Platz in einer Ersatzschule.
Bei dieser Sache kann man als Eltern praktisch nur Fehler machen. Wählt man die verkehrte Schulart ist das Kind unter- oder überfordert. Wählt man die verkehrte Schule dann passt das Umfeld nicht. Wählt man die richtige Schulart und die richtige Schule, dann ist aber auch nicht gesagt dass das zum Erfolg führt. Im Endeffekt kann man dem Kind nur ein halbwegs brauchbares Wertesystem mit auf dem Weg geben und dann dafür sorgen es sich damit entfalten kann.
Bei der Schulart hat es das Kind 1 sich und uns leicht gemacht. Gut. Bei der Wahl der Schule haben wir gemeinsam 4 Schulen angeschaut, dann gemeinsam 3 in die engere Wahl genommen und das Kind gebeten sich bis zum Ende der Osterferien für eine zu entscheiden. Und vor allem sollte es die Entscheidung begründen. Wir haben es unterstützt, aber entscheiden sollte es bitte selbst und das hat es heute beim Abendessen gemacht, einfach so ohne großes Tamtam. Die Richtung passt.
Das prominente Kind 1
Das Kind 1 hat es mit viel Ausdauer und Einsatz auf die Titelseite der NZ gebracht. Das Kind ist stolz wie Harry, die Eltern auch. Es wurden gleich 2 Ausgaben gekauft und damit im Gegenzug das Nürnberger Verlagswesen unterstützt. Ein guter Start in die Woche.
Kind 1.10
Wir sind emotional berührt, das Kind 1 wird 10. ZEHN! Vor ein paar Jahren waren noch Puppen angesagt, jetzt sind es Zeitschriften-Abos und anderer Kram, der uns auf das hinweist was bald mit dem Kind passieren wird. Wir sind jetzt Teenager-Eltern. Die Frau hat passend dazu Weizen-Weihnachtsbock besorgt.
Die Geister, die ich rief
Das Kind 1 wird ja langsam flügge und das bedeutet dass es jetzt immer öfters mal was alleine machen will. Gestern Nachmittag zum Beispiel sollte die Heimholung der Madonna zum Sonntagnachmittag-Familien-Event ausgebaut werden. Pustekuchen, das Kind 1 möchte lieber alleine zu hause bleiben als mit dem Rest zum GNM zu gehen, die Kunst zu holen und danach noch in die Stadt zu gehen.
Der Vater vom Kind 1 auch nicht ganz blöd hat sich dann überlegt dass es gar nicht mal so schlecht wäre wenn das Kind allein daheim bleibt und zu sich selbst findet und dass das wohl am besten ohne Internet funktionieren würde. Also wurden fein säuberlich alle relevanten Internet-fähigen Endgeräte in der Fritzbox gesperrt und dann siegessicher (und mit einem ganz hinterfotzigem Grinsen im Gesicht) das Haus verlassen. Auf dass das Kind 1 auch wirklich die Ruhe findet die es so sehnlichst sucht!
Abends dann der Showdown, und wie wars Kind 1? Ja weißt du Papa, irgendwann hat das Internet nicht mehr funktioniert, dann habe ich das Gäste-WLAN genommen. Kannst du mal bitte schauen was da los ist? Arschlecken.
Tick, Tack, Tick, Tack, …
Das Kind 1 feiert diesen Tag. Der erste eigene Wecker ist ein ganz wichtiger Schritt, Pappa! Bla, bla, bla… Die Eltern freuen sich mit, es ist aber nicht die gleiche Freude, die der Eltern könnte man nämlich grob als Schadenfreude bezeichnen ist nachhaltiger, im Ansatz zumindest. Mal schauen wer sich länger freut.
Toaster-los
Vor gut 40 Jahren haben die Rowenta Werke einen Toaster hergestellt, ein stabiles Gerät wie man es heutzutage wahrscheinlich nicht mehr herstellen kann. Ein zeitloses Stück Technik, formschön und praktisch. Höchstwahrscheinlich hat er seinen Weg als Hochzeitsgeschenk Anfang der 70er in oberfränkische Gefilde gefunden, wurde weitervererbt, gezwickt und verschenkt und stand dann irgendwann in unserer Küche. Stand da und passte einfach.
Über Jahre hinweg hat er unseren Toast braun geröstet, unseren und später auch den der Kinder, hat ohne Murren die Grundlage für jedes ungesunde Frühstück veredelt. Und gestern hat ihn das Kind 1 – unabsichtlich – runter geschissen dass die Trümmer nur so durchs Esszimmer geflogen sind. Das alte Plastik ist gebrochen, da hilft auch kein Sekundenkleber weiter. Das war es. Ende. Aus. Kein Happy End.
Zwischenzeugnis 2016
Am Freitag hat das Kind 1 sein Zeugnis heim gebracht. Man liest sich als Vater das Zeugnis durch und fragt sich nach den ersten Zeilen ob tatsächlich vom eigenen Kind die Rede ist, kontrolliert den Namen nochmal im Zeugniskopf und vertraut schließlich darauf dass die Lehrerin schon alles richtig gemacht hat und ist peinlich berührt. Dann ist es halt so, offensichtlich führt das Kind ein Doppelleben und ist obendrein gut in der Schule.
Automatisch drängt sich einem die Frage auf von wem es das bloß hat. Vater und Mutter waren ja beide – zumindest nach Ansicht der Lehrer – nur mittelmäßig. Betretenes schweigen. In der weiteren Analyse kommen die Eltern allerdings zur Erkenntnis dass die Mittelmäßigkeit in ihren schulischen Leistungen nichts mit einer durchschnittlichen Intelligenz zu tun hat, sondern mit einer unterdurchschnittlichen Leistungsbereitschaft in Bezug auf die häusliche Vorbereitung schulischer Aufgaben. Der Wirtschaftler nennt es Minimalprinzip. Doch unser Kind! Beide sind sich einig dem Kind 1 das Minimalprinzip bis auf weiteres vorzuenthalten.