Du musst jetzt mal was mit dem Internet machen, das ist wichtig! hat die Chefin gesagt und meint damit dass Kind 1 langsam in ein Alter kommt wo es hin wieder allein was in diesem Internet nachschaut. Ob die Kindersicherung am Mac da wirklich reicht, weiß man nicht. Egal, da muss man jetzt jedenfalls was machen. Da muss man was sehen!
Na da setzten wir doch mal Pi-hole auf, dann ist schon mal die Werbung weg. Der Kollege_J hat das natürlich schon lange und sagt dass es keine große Sache ist und recht gut funktioniert. Dann noch die Kindersicherung vom Mac und ein YouTube Filter hinter her, das ist jedenfalls eine solide Basis. Der Rest wird sich zeigen.
Vater sein dagegen sehr
Die Qual der Wahl
Elternsein ist ja manchmal gar nicht so einfach und früher war es an der ein oder anderen Stelle auf jeden Fall einfacher. Zum Beispiel war es vor ca. 30 Jahren noch normal in der Hauptschule zu sein. Gab es überdurchschnittlich gute Schüler wurden die nach der vierten Klasse aufs Gymnasium geschickt oder nach der Sechsten auf die Realschule. War man normal, dann war man auf der Hauptschule. Heute wählt man die Schulart nach der vierten Klasse. Oder besser gesagt, die Eltern wählen und die Lehrer empfehlen. Hat man sich auf eine Schulart für das Kind festgelegt, dann bewirbt man sich an einer entsprechenden Schule und mit etwas Glück wird man genommen oder bekommt einen Platz in einer Ersatzschule.
Bei dieser Sache kann man als Eltern praktisch nur Fehler machen. Wählt man die verkehrte Schulart ist das Kind unter- oder überfordert. Wählt man die verkehrte Schule dann passt das Umfeld nicht. Wählt man die richtige Schulart und die richtige Schule, dann ist aber auch nicht gesagt dass das zum Erfolg führt. Im Endeffekt kann man dem Kind nur ein halbwegs brauchbares Wertesystem mit auf dem Weg geben und dann dafür sorgen es sich damit entfalten kann.
Bei der Schulart hat es das Kind 1 sich und uns leicht gemacht. Gut. Bei der Wahl der Schule haben wir gemeinsam 4 Schulen angeschaut, dann gemeinsam 3 in die engere Wahl genommen und das Kind gebeten sich bis zum Ende der Osterferien für eine zu entscheiden. Und vor allem sollte es die Entscheidung begründen. Wir haben es unterstützt, aber entscheiden sollte es bitte selbst und das hat es heute beim Abendessen gemacht, einfach so ohne großes Tamtam. Die Richtung passt.
Junge, Junge…
Wie die Tage grade vergehen… Aufstehen, Kind 1.0 in den Kindergarten bringen, mit Kind 2.0 Zeit irgendwie totschlagen (meistens im Baumarkt), Kind 1.0 aus dem Kindergarten holen, essen, Mittagsschlaf, mit Kind 2.0 einen Spaziergang machen, Abendessen, sich mit Kind 1.0 rumärgern, Kind 2.0 ins Bett bringen, Feierabendbier, fernsehschlafen und ins Bett.
Weil man ja nicht ständig einfach nur so in der Gegend spazieren kann, habe ich jetzt so etwas wie ein neues Hobby, oder wie immer man das auch nennen will: wir fahren mit der U-Bahn irgendwo hin, steigen aus und laufen heim, das macht müde und man lernt die Stadt kennen!
Oberschwester Christian
Es ist eigentlich nur konsequent dass Kind 1.0 jetzt auch mit Fieber danieder liegt. Selten habe ich sie so geschwächt gesehen: sie spricht kaum, will kein Fernsehen gucken und freiwillig schlafen. In der Nacht haben wir sie ein paar mal umziehen müssen, weil sie nass geschwitzt war. Der Fäkalterrorist hat immer noch Husten, röchelt wie eine Lokomotive und musste regelmäßig vom Rotz befreit werden. Nach solchen Nächsten steht man viel intensiver auf.
Ich hatte mir mein Wochenende anders vorgestellt: die Kleine sollte Urlaub am Land machen, die Terrassenhölzer geölt und der Garten winterfertig gemacht werden. Jetzt spielen wir eben Krankenhaus, das ist ganz schön spannend auch wenn es nicht genau das ist was ich geplant hatte.
Sauber werden ist ekelhaft
Ich glaube die ekelhafteste Phase während der Aufzucht eines Kindes ist das Sauber werden!
Operation beendet, Patient lebt noch.
Wie ich grade eine CD ins Laufwerk vom MacBook stecken will geht da keine rein, muss wohl schon was drinnen sein was keine CD ist… das Kind spielt jetzt öfters mal Postbote. Operation beendet, Patient lebt noch.
Der Teufel trägt Bärchenmützen im Ewok-Look
Angeblich trägt der Teufel ja Prada, naja manchmal trägt er auch zuckersüße braune Kuschelmützen mit Bärchenohren – unserer zumindest. Und jedes mal wenn ich mit der Kleinen durch die Stadt gehe und mir die Leute ein „ach wie süß, und die süße Mütze, so eine süße Kleine…“ zu rufen denke mich mir: wenn die wüssten dass die süßen Öhrchen nur an der Mütze dazu da sind um die Hörner zu verstecken… Naja egal.
Als wir gestern nach gefühlten 20 Stunden Einkaufen endlich unseren Kaffee serviert bekommen haben, stand er genau 10 Sekunden am Tisch, danach waren 2 Tassen zielsicher umgestoßen, div. Zeitschriften aus dem Literaturhaus Kaffee und unsere Hosen versaut. Die Bedienung hatte Mitleid und hat uns kostenlos neuen Kaffee gebracht. Die Chefin hat zielsicher festgestellt, da ich a) den Kaffee wollte und b) das Kind bei mir auf dem Schoß saß, natürlich an der Sache schuld bin. Diese Kausalkette lässt wenig Platz für Diskussionen…
Heute Früh um 6 Uhr hat der Nachwuchs – allerdings ohne Ewok-Kostüm – dann Tag und Nacht verwechselt und wollte spielen, das hat dann auch der sonst so ruhigen Chefin nicht gepasst. Da auch diese Situation 1A irgendwie auf den Zustand „Du-bist-dran“ gemappt werden kann, musste ich raus und bin mit ihr zum Bäcker gelatscht. Die Betonung liegt auf „gelatscht“ – wir sind beide gelaufen, die ganzen ca. 500 m, das plättet. Rache ist eine vielfältige Kunstform in deren Genuss man gar nicht früh genug kommen kann! Auf das „Oh, so früh bist du schon wach“ der Bäckereifachverkäuferin bin ich nicht weiter eingegangen. Es wird allmählich Zeit dass auch andere Nachwuchs bekommen und ich nicht ständig allein zur allgemeinen Erheiterung beitragen muss.
Endlich 5:24 Uhr
Hinter mir liegt ein Hardcore-Vater-Kind-Wochenende – nix Rock, nix Roll, nix weggehen… Die Chefin hat mal locker 2 Tage auf Arbeit ausgeholfen und ich durfte aufs Kind aufpassen (in Vollzeit). Höhepunkt war gestern nachmittag, da waren wir auf dem 1. Geburtstag von einem Mädel aus ihrerer Krabbelgruppe eingeladen.
Rein Zwischenmenschlich hat das mich und die Kleine schon ganz schön weiter gebracht, nur mit meiner Entspannung war das halt nix, aber auch gar nix… ja ja ich weiß: es gibt einem ja so viel.
Voll die Interpretationssache
Ich (blättere mit dem Nachwuchs im Kinderbuch): „… schau mal, der Junge mit der Mütze hat eine große rote Mimu.“
Sie: „Erzähl der Kleinen net so einen Scheiß, das ist der Zipfel und der hat ein großes Herz!“
Die dummen Sprüche habe ich mir gespart. Selbst als auf der nächsten Seite „das grüne Krokodil mit dem Wackelschwanz“ gekommen ist. Kein Wort. Kinderliteratur ist nämlich nicht mein Fachgebiet.
Sie kann so laut schreien und im nächsten Moment wieder so süß lächeln. Wahnsinn.
Nach so einem Tag Gleitzeit mit „Heut kümmerst du dich mal um den Nachwuchs“, weiß man einen anständigen 12 Stunden Arbeitstag wieder zu schätzen.