Sozialabbau

In den Nachrichten hab ich von den Demos im ganzen Land erfahren. Die Gewerkschaften haben aufgerufen gegen die Reformpläne der Regierung zu demonstrieren – Stichwort: Sozialabbau.
Ich bin kein Freund der Kürzungen – betrifft es doch auch mich – finde aber andererseits, dass bei weitem noch nicht genug reformiert wurde… Zwei Punkte liegen mir besonders am Herzen: das Steuer- und das Rentensystem.
Das Rentensystem so wie es jetzt ist, kann nicht mehr lange funktionieren: zu wenig zahlen rein und zu viele wollen etwas – das kann nicht gut gehen.
Wenn ich im Sommer/Herbst so richtig zum Arbeiten anfange, wird mir monatlich ein fetter Batzen abgezogen – für meine Rente. Dagegen hätte ich eigentlich nichts, wenn ich wüßte, dass ich später mal einen Nutzen davon hab. Leider ist dem nicht so. Ich muss für etwas bezahlen, das mir nichts bringt. Viel schlimmer noch: ich muss mich noch zusätzlich privat absichern, weil allgemein bekannt ist, dass es so ein Rentensystem bis zu meiner Rente nicht mehr gibt. Schöne Scheiße.
Mein Hals wird aber noch dicker, wenn ich an das Steuersystem denke: ein System von dem bekannt ist, dass niemand mehr durchblickt. So ein System läd förmlich dazu ein möglichst viel Schmuh zu treiben. Große Firmen machen das mit Erfolg – in Müchen z.B. zahlen die beiden Großen fast überhaupt keine Steuern, was dazu führt, dass das Stadtsäckel leer ist. Das führt dann zu Kürzungen in den öffentlichen Einrichtungen und die führen dazu dass die Gewerkschaften – wie heute – demonstrieren.
Ich bin nicht gegen Steuern, Abgaben gab es schon im Mittelalter: den zehten Teil ihres Ertrags mussten die Leute da an ihren Lehnsherren abdrücken, ich bin aber gegen diese Unübersichtlichkeit. Vielleicht sollte sich die Regierung mal an der Einfachheit des Abgabemechanismus des Mittelalters orientieren anstatt ständig halbherzig ein unübersichtliches System nachzubessern. Keine Sonderregelungen mehr.
Neulich gabs im Fernsehn einen Bericht über Neuseeland, die haben dort ein Steuersystem, das jeder Depp versteht und weils so übersichtlich ist, können auch die Großen nichts dran vorbei schummeln. Dafür haben die aber auch weniger Overhead beim Berechnen der Steuern und brauchen keine Steuertrickser– beide Seiten sind zufrieden: der Staat bekommt Kohle und die Firmen haben einen kleineren Verwaltungsaufwand.
Meiner Meinung nach bräuchte Deutschland so eine Art Radikal-Beschneidung, alles abschneiden was überflüssig oder schlicht und ergreifend schlecht ist: Bundesagentur für Arbeit, Gesetze und Verordungen die keiner braucht (Ladenöffnungszeiten usw.) und vor allem jede Form von Subvensionen (das Beflügelt die Kreativität!). Und das Ganze nicht nach und nach – ein Plaster reißt man auch in einem Rutsch ab und nicht Milimeter für Milimeter. Ein Projekt sollte nie länger als ein Jahr dauern (haben wir in Software-Engineering gelernt) sonst verlieren alle Beteiligten den Überblick.
Die Regierung traut sich sowas aber nicht – zu groß ist die Angst nicht mehr gewählt zu werden oder die Unterstützung einer ganz bestimmten Gruppe zu verlieren und genau das ist das Problem: Demokratie bedeutet das Wohl der Allgemeinheit steht im Vordergrund und nicht das einer bestimmten Gruppe. Das wiederum bringt mit sich, dass es immer eine Gruppe geben wird, die mit einer Entscheidung unzufrieden ist. Eine demokratische Entscheidung ist ein Querschnitt vieler Einzelmeinungen und da gibts eben solche und solche.
So. Es passt also etwas nicht mehr in Deutschland, das ist allen klar. Jeder weiß, dass etwas pasieren muss, alle schreien nach Veränderungen und so bald sich etwas verändert. Bin mal gespannt wie die Geschichte ausgeht…