Am Wochenend ging meine Deutschlandreise weiter. Die Woche startete ja in einem der südlichsten Zipfel Deutschlands, dem Bodensee, und hatte einen weiteren kulturellen Höhepunkt am Donnerstag in München auf dem Oktoberfest. Freitag war Nürnberg – die Stadt der Reichsparteitage und des Klosters an der Reihe, bevor ich mich zusammen mit dem FsausA in Richtung Norden aufmachte. Das eigentliche Ziel war der Harz, vielleicht nicht wirklich der Harz an sich, sondern vielmehr der Brocken im Harz. Aufgrund der historischen Bedeutung des letzten Wochenendes (Nachwahlen in Dresden und 15 Jahre Deutsche Einheit) entschlossen wir uns am Samstagmorgen recht spontan Richtung Sachsen aufzubrechen! Manuel Andrack hat in seinem Meisterwerk „Du musst wandern“ das Elbsandsteingebirge und die Sächsische Schweiz sehr gelobt, so dass für mich Sachsen als Harz-Alternative OK war.
Die Reise startete recht früh – gefühlte 7 Uhr – und das erste Teilziel war eine Metzgerei mit Pizzaleberkäse-Weckla. Nach ca. 3 Stunden vergeblichen Abklapperns nahezu aller Metzgereien im Nürnberger Stadtgebiet gaben wir uns mit einem normalen Leberkäseweckla in Nbg-Schweig zufrieden. Nebenbei bemerkt, war das das schlechteste von mir jemals verköstigte Stück Schwein ever! Anschießend gings direkt auf die A9 gen Berlin, auf Höhe von Bayreuth verließen wir die Autobahn kurz um in der Stadt der Wagnerfestspiele einen Kaffee zu nehmen. Witzigerweise trafen wir dort die SausB, die mit Freundinnen ebenfalls ein Kulturwochenende absolvierte. Wunderbar nach dieser physischen und mentalen Stärkung konnte uns nichts mehr aufhalten und schon bald waren in Sachsen.
Ich war schon mal in Sachsen, kurz nach der Grenzöffnung mit dem Kreisjugendring Forchheim. Allerdings habe ich das ganze nur noch Bruchstückhaft in Erinnerung weil ich a) mich die komplette Reise mit dem GAMEBOY des BDausK beschäftigt hab und b) eigentlich nicht am wirklich Osten interessiert war sondern nur mit bin, weil der MDausW unbedingt mit wollte und seine Mutter wollte, dass er nicht alleine fährt… der MDausW war allerdings weit weniger an der Geschichte oder der Kultur der DDR interessiert als an der UausD!
Alle Erinnerung an Sachsen (… und damit dem kompletten Osten) waren schwarzweiß. Dunkelgraue Häuser mit leuchtend weisen Sattelitenschüsseln zugemauert und Autobahnen auf denen die Fahrt in einem 4 Sterne Bus an einem Ausflug mit dem Traktor in die Weiten der Fränkischen Schweiz erinnerte. Nicht schlecht staunte ich über das was uns erwartete: 3spurige Autobahnen, riesengroße Einkaufszentren und auf Höhe von Chemnitz einen der wohl best gepflegtesten Autobahnrasthöfe Europas – und alles bunt! Natürlich spricht es nicht grade für die Weltoffenheit des Verfassers, dass er es in all den Jahren, die er über Sachsen witzelte er es nicht nötig hatte, sich wirklich über Sachsen und die Sachsen schlau zu machen. Stattdessen immer brav die alten Vorurteile aufrecht zu erhalten, andererseits hat sich seine Einstellung Ossis (und damit auch Sachsen) gegenüber in den letzten Jahren um ca. 175 Grad geändert und er hielt es nicht mehr für nötig diese positiven Eindrücke mit Kontrollfahrten nachzuprüfen.
Mittlerweile war es schon ganz schön Nachmittag. In den Nachrichten gab es ergreifende Reden des/r Bundeskanzlerkandidaten/innen, die um jede Stimme in Dresden kämpften, und Krisenberichterstatter die diese Ansprachen kommentierten – dort mussten wir hin an den Puls der Geschichte. Die Dresdner Semperoper bekannt aus der einschlägigen Bierwerbung war unser Ziel, Ausgangspunkt für die Dresden-Exkursion.
Die Dresden-Exkursion
Die Erwartungshaltung war eher gering, Dresden-Brainstorming: Semperoper, Frauenkirche, Elbe, schwarzweiß, AMD. Schon nach Verlassen des Parkhauses die erste Überraschung, ein Schild weißt auf den Sächsischen Landtag zur Rechten hin, Dresden ist die Landeshauptstadt von Sachsen! Ein paar Meter weiter an der Elbe entlang und wir befinden uns auf einem großen Platz und blicken auf ein Meer historischer Bauten, da sind große Statuen und noch viel mehr Gebäute als die Semperoper. Der Zwinger, das Schloß, eine riesige Terrasse entlang der Elbe und etwas abseits auch die Frauenkirche. Staunend wandern wir umher, grandios! In anbetracht der doch schon fortgeschrittenen Stunde können wir leider keine Ausstellung mehr besuchen.
Wir schlendern noch etwas ziellos umher und kommen in die Innenstadt – typisch deutsche Großstadt-Innenstadt: H&M, Wöhrl, Karstadt und Dönerbuden. Das einzige was diese Innenstadt von einer westdeutschen Innenstadt unterscheidet ist, dass es da noch einen wirklich großen unbebauten Fleck gibt. Der Grund dafür ist mir leider nicht bekannt, höchstwahrscheinlich sind die Besitzansprüche noch nicht geklärt. Auf einem großen Platz sind ziemlich viele Partei-Stände aufgebaut, ist das das Ziel der Reise, der Puls der Geschichte? Am Rande vielleicht, denn der ganze Tumult gilt einen anderen großen (uns bis dahin nicht bekannten) Ereignis: Wetten dass…? Auf dem Platz soll die Außenwette stattfinden. Wir überlegen uns die Nacht in Dresden zu verbringen, haben aber leider Pech, denn die komplette Stadt ist ausgebucht. Schade! Mit einem sehr positiven Gefühl machen wir uns auf den Weg Richtung Bad Schandau im Herzen der Sächsischen Schweiz auf. Dresden wird uns sicher wieder sehen. Die Geschichte werden wir nicht in einer Metropole sondern dort, wo die Bevölkerung entspannt erleben. Auch nicht schlecht!
Die Zimmersuche
Die Sächsische Schweiz ist nicht mehr weit von Dresden entfernt. Es geht weiter Richtung Pirna, einer Vorstadt südöstlich von Dresden. In Pirna war ich auch vor gut 15 Jahren bei meiner ersten Ostreise. Der Landkreis Prina ist der Partnerlandkreis von Forchheim, dort haben wir damals auch übernachtet. Als wir in Bad Schandau ankommen ist es bereits dunkel. Recht schnell finden wir die Touristen-Information und zu unserer Überraschung ist sie auch noch geöffnet! Der Mann dort ist sehr freundlich, kann uns aber leider auch nicht weiterhelfen: Bad Schandau ist voll! Dresden ist voll, Pirna ist voll und die komplette Sächsische Schweiz ist voll und mittlerweile fühlt es sich auch schon ganz schön spät an, verdammt spät und dunkel.
Hinter uns steht ein älterer Mann im Laden mit genau demselben Problem wie wir, er sucht auch eine Übernachtungsmöglichkeit, allerdings hat er kein Auto und weiß nun nicht was er tun soll. Der FSausA schaut mich an, ich schau den FSausA an, wir verlassen den Laden. Mit den Worten „Soll zusammen wachsen was zusammen gehört…?“ und einem Grinser im Gesicht schaut er mich an dreht sich um und holt den Alten aus dem Laden. Wir bieten ihn an, ihn mitzunehmen und er willigt ein. Jetzt sind wir zu dritt und haben nach wie vor keine Unterkunft und zu dritt ist ein Übernachten im Auto fast unmöglich – ein Zimmer muss her, koste es was es wolle!
Der nette Mann aus der Touristen-Information rät die Sächsische Schweiz Richtung Lausitz zu verlassen. Wir befolgen den Rat und fahren Richtung Norden, halten in jeden Ort an und erkundigen uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Nichts. Mittlerweile ist es schon 21.30 Uhr und die Helden dieser Geschichte werden vom Hunger und der Müdigkeit geplagt. An dieser Stelle muss die Hilfsbereitschaft der Sachsen erwähnt werden. Überall wird versucht uns weiter zu helfen jedem „Leider kein Zimmer mehr frei“ folgt ein „Warten sie mal ich frag mal bei XXX nach.“ Besonders eine Blumenverkäuferin im Nirgendwo zwischen Bad Schandau, Sebnitz und Bischofswerda telefoniert für uns eine halbe Stunde mit Gott und der Welt, erzählt uns zwischendurch noch etwas über die Gegend, muss aber schließlich ihre Suche erfolglos abbrechen, trotzdem Danke Elke! Wir verabschieden uns und halten noch bei etlichen Kneipen, Hotels und Pensionen bis schließlich ein Wirt in einer kleinen Kneipe nach wieder fast 20 Minuten rumtelefonieren ein freies Zimmer organisieren kann! „Fahren Sie nach … und sagen Sie, dass ich sie geschickt habe…!“.
Um ca. 23.00 Uhr beziehen wir unser Finnenbungalow im „Heuhotel zur grünen Tanne“. Die Küche hat noch auf, wir bekommen noch eine warme Mahlzeit und lassen den Tag bei Bautzner Bier ausklingen. Unser Mitreisender heißt Hartmut kommt nicht wie erwartet aus dem Osten sondern vom Tegernsee, ist Lehrer im Ruhestand und schon ganz schön in der Welt herumgekommen. Erfolgreiche Teamerweiterung.
Auf den Spuren Manuel Andracks
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Voll die Festung
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Autobahnterror
Vertieft
Nein zu „Ein Nein zu XML“
In der Rubrik Leserbriefe der aktuellen IX (9/2005) findet sich ein Beitrag mit der reißerischen Überschrift „Ein Nein zu XML“. Der Verfasser dieses Beitrags kritisiert darin die Verwendung von XML in Konfigurationsdateien die von Menschen direkt bearbeitet werden.
So, nun muss man als erstes mal zugeben, dass er gute Mann prinzipiell recht hat, Konfigurationsdateien im XML-Format können leicht unnübersichlich werden. Und Konfigurationsdateien mit einem „Key = Value“ Aufbau (vielleicht noch durch [Sektionen] getrennt) haben einen gewissen Charme.
Eine Aussage wie „Nicht der Programmierer, der einen einzigen Parser für eine Sprache schreiben muss , soll faul sein dürfen, sondern der Anwender, der sehr viele Konfigurationsdateien in dieser Sprache später verarbeiten muss“ kann man so nicht stehen lassen!
Wer ein Programm erstellt, sollte sich nicht dem Erstellen einer neuen (proprietären?) Formalen Sprache beschäftigen, sondern soll seine Energie in die Lösung des eigentlichen Problems stecken. Es stimmt schon, dass mit der Flexibilität eines Programms i.d.R. der Konfigurationsaufwand steigt und damit die Zeit, die der Anwender damit beschäftigt ist, das Programm nach seinen Wünschen zu konfigurieren. Allerdings sollte man dabei bedenken, ab einer gewissen Kompexität die Konfiguration Tool-gestützt zu erledigen. Der Grund hierfür ist meiner Erfahrung nach der, dass es ab einer gewissen Komplexität Querbeziehungen zwischen den einzelnen Konfigurationsparametern gibt, die überprüft werden müssen.
Durch die Verwendung von XML als Konfigurationsformat kann bei der Entwicklung eines Programms auf Standardkomponenten für die Verarbeitung zurückgegriffen werden. Kleinere Konfigurationen werden i.d.R. vom Benutzer verstanden – eine gewisse Grundintelligenz vorausgesetzt ;-). Für größere Konfigurationen müssen Tools erstellt werden. Ein propietäres Format, das die Konfiguration eines Programmes beschreibt erfordert vom Anwender, dass er dieses erlernt und zusätzlich vom Entwickler die Implementierung entsprechender Parser. Ich erinnere an dieser Stelle an das Konfigurationsformat des Apache-Webservers.
Verwendet der Programmierer XML für die Konfiguration und beschreibt diese in einem XML-Schema, dann bekommt er mit Techniken wie JAXB oder EMF Programmkomponenten generiert, die den Zugriff auf die Konfiguration abstrahieren, oder im Falle von EMF sogar Editoren, mit denen der Anwender die Konfiguraton Toolgestützt erledigen kann. Amen.