Es geht um die Sache mit dem Kindergroßziehen in der Stadt. Prinzipiell schaut es ja so aus: Der Nachwuchs braucht Vollzeitbetreuung, da muss immer jemand da sein. Da ich während des Tages weg bin, muss ich mich verstärkt abends und am Wochenende um die Kleine kümmern. Heimkommen, umziehen, Kleine nehmen. Das geht ganz gut. Was dabei allerdings auf der Strecke bleibt sind die Wirtshäuser, meine Wirtshäuser. Das mit dem Laufen bekomme ich noch einigermaßen gebacken – entweder direkt nach dem Heimkommen oder während des Stillen um ca. neun. Aber die Wirtshäuser, die die gehen mir ab.
Am Freitag ging dann mal wieder was. Mit Kollegen war ich in einer Kneipe in ER. Ich habe nicht mehr getrunken als früher. Einigermaßen zufrieden und angesoffen kam ich dann heim und bin ins Bett. Alles wie früher. Aber dann früh um ca. halb neun hat die Kleine losgelegt, wie eine Sirene. Sie meinte, dass es der Kleinen langweilig sei. Blöd und schmerzaft für mich. Ich hatte nämlich das Gefühl, als ob Hammer und Ambos direkt auf meine Hirnrinde hämmern würden. Naja, also hab ich das Bündel genommen, gewickelt, angezogen und hab mich mit ihr in die Stadt geschleppt – keine Kopfsteinpflasterpassage auslassend, damit sie auch wirklich auf ihre Kosten kommt.
Gelandet sind wir im Literaturhauskaffee. Ich habe ihr die Zeitung vorgelesen und dabei einen Kaffee getrunken. Dass Audi einen R8 mit Dieselmotor und fast 1000 Nm herausgebracht hat, war ihr glaube ich egal, genauso wie die Tatsache dass unser Landesvater zum Fasching in Veitshöchheim als Goldkehlchen ging.
Was ich eigentlich sagen will: Das mit der Aufzucht ohne Opas und Omas vor Ort geht schon, manchmal isses aber auch ganz schön scheiße.