Heute war ich in München, mit Anzug und Zug. Runterwärts ist eigentlich nix weiter passiert – zumindest erinnere ich mich grad an nix mehr. Abends war ich dann neben einem Hardcore-Kommunikationsfreak gesessen. Er hat sich neben mich hingesetzt, seinen Laptop und UMTS-Antenne ausgepackt, Antenne am Fenster fixiert und dann losgelegt: Laptop auf, verbinden, Outlook starten, Google-Mail öffnen, Twitter öffnen, Forum im Browser öffnen, Skye öffnen und lostippen. Getippt wurde nur mit einer Hand, mit der anderen hat er das Handy ans Ohr gehalten und telefoniert – endlos, sogar im Tunnel, über den faulen Foren-Admin, der überhaupt kein Engagement zeigt und dem nur die Technik interessiert wenn ihm überhaupt mal was interessiert…
Hinter mir hat so ein Teilzeit-Intellektueller seiner Banknachbarin sein Leben erzählt. Vom schlechten Job für den er jeden Tag zw. München und Nürnberg pendelt, und dass ihm das jedes Monat 320 € kostet, dass er gar nicht in seinem Beruf arbeit, sondern das hier nur macht um Geld zu verdienen, dass er im Studium gelernt hat Probleme selbstständig zu lesen und er sich mit Politikwissenschaften beschäftigt hat, dass sein Steckenpferd Verschwörungstheorien sind (vor allem amerikanische, und die Amis eh einen an der Klatsche haben und viel zu ungebildet sind um das alles zu begreifen).
Vor lauter Gelaber konnte ich mich beim besten Willen nicht auf meine Musik konzentrieren und lauter machen wollte ich auch nicht, damit ich nicht taub werde und lesen ging auch nicht. Aus Angst Nürnberg zu verschlafen habe ich mich auch nicht getraut die Augen zu zu machen. Zug-Pendeln glaub ich wäre nix für mich, da bin ich zu sensibel für.
So ne Zugfahrt ist doch was schönes! Ich fuhr im Juni mit 1. Klasse ICE nach Köln zu einem Foto-Usertreffen, bin seit Jahrhunderten nicht mehr Bahn gefahren. Hinweg war ok, weil Direktverbindung. Rückweg kombiniert mit Bummelzug und ICE, Verspätung, 2x Umsteigen, 2. Klasse stehen, 1. Klasse-Platz besetzt obwohl reserviert, ein Vollpraller mit einer Tüte voll Dosenbier, der unbedingt seinen Lungenkrebs im Klo nähren musste – ein Unding für alle Nichtraucher, immer wieder rechts ranfahren, damit die richtigen Züge überholen konnten usw …
Da fällt mir das tolle Buch ein, für das jeder Bahnfahrer auch was hätte beisteuern können:
Senk ju vor träweling!
cu :-))
Rainer
Ja, so ’ne Bahnfahrt, die ist lustig. 😉 Ich war im September mit der teuren Bahn in Berlin zur METALLICA-Record-Release-Party in der O2-Arena. Die Hinfahrt hatte reichlich Verspätung, war aber sonst erträglich. Die Rückfahrt ließ mich auch überlegen, warum die Bahn an jede Person Tickets verkauft. Ich laß ja auch nicht jeden Anhalter mitfahren. Die werden erst mal richtig angeguckt und falls ich kein gutes Gefühl habe, drücke ich wieder aufs Gas und fahr weiter. (Hab ich erst gestern praktiziert. Anhalter steht, ich fahr raus, Auto ist von innen verriegelt, gucke, denk mir „nee, der nich“, geb Gas und fädle mich wieder ein. Den Gesichtsausdruck hättet ihr sehen sollen…:-D Ich schweif ab.)
Also, die Rückfahrt von Berlin war ein Grausen. Ok, Verspätung, das ist ja schon normal, aber die Mitreisenden: schräg hinter mir nahm einer Platz, der hatte sich in Berlin auf dem Hauptbahnhof noch mit einer jungen Frau gegenseitig die Zungen bis zur Magengrube in den Hals gesteckt und kräftig umgerührt. Dann stieg er tränenschwer ein. Hmmm, an dem Punkt hatte ich noch Mitleid, Marke „getrenntes Liebesglück“. Das verging schlagartig, als er sich auf dem Weg zur Mitropa an mir vorbeidrängelte und auf einmal einen Ehering trug. Den hatte er vorher nicht! Aber sein Kummer war trotz allem sehr groß. Den hat er versucht, mit dem Spirituosen-Angebot der Mitropa zu ersäufen und dann den ganzen Waggon mit einer Monster-Hammer-Alk-Fahne eingenebelt. *würg*
Als er später zum Pinkeln ging und seinen (unreservierten!) Sitz aus den Augen ließ, wurde er von einer älteren Frau eingenommen. Sie lächelte noch entspannt (wir alle ringsum auch, weil sie die Luft schlagartig verbesserte), als er zurück kam und sie gnadenlos hochjagte. Es sei „sein“ Platz… Arschlöcher gibt’s…
Überfüllte Züge sind eh ein Graus.
Das mit dem Ring is doch ein alter Trick… für 2 Zielgruppen: Die „Übriggebliebenen“ schreckt’s ausreichend ab… und die anderen lockt’s an – also für eine Zugfahrt genau richtig, oder? 😉
Spießer!
Was is eine Zugfahrt gegen eine Busfahrt nach Weilersbach? 😉
http://www.nn-forchheim.de/artikel.asp?art=934114&kat=13