Das schäbige Maklerpaar ist wieder da

Ich beobachte grade ein Paar vor unserem Haus. Ich kenne sie. Sie waren schon öfters da. Sie fallen auf. Großer alter Lexus mit Ledersitzen, schäbigen Köder auf der Rücksitzbank, beide braun gebrannt mit schwarz gefärbten Haaren, beides starke Raucher. Er Ende 40 schwarze Hose, Haare nach hinten gegelt, Hemd so weit geöffnet, dass man das Goldkettchen sieht, Typ Zuhälter. Sie Mitte 30, Typ verwahrloste Sekretärin, irgendwann in der Dauerwellen-Pony-Zeit Anfang der 90er hängen geblieben.
Sie warten auf Kundschaft. Ihre Kundschaft sind meine Nachbarn. Nicht irgendwelche Nachbarn, sondern die Nachbarn, die dieser Ecke Nürnbergs ihren schmuddeligen Touch geben. Da warten sie und bringen definitiv nichts gutes. Ich beobachte weiter.
[Update] Kundschaft ist da. Ein junger Kerl, Typ Stricher, schlecht gekleidet. Das Maklerimitat hat jetzt eine schwarze Ledermappe unter den Arm geklemmt. Sie begrüßen sich, der Stricher schaut dabei Richung Lexus, der Zuhälter auf den Boden. Sie verschwinden recht schnell in dem Assi-Haus in der Straße. Die Sekretärin ist nach wie vor im Auto und raucht. Ich beobachte weiter.
[Update] Ca. 5 Min haben sie gebraucht. Sie diskutieren noch vor dem Lexus. Der Stricher geht seiner Wege. Der Zuhälter setzt sich zurück in den Lexus. Er und die Sekretärin rauchen erst mal eine. Anscheinend gibt es mehr Interessenten für die schicke Wohnung im Zentrum Nürnbergs.
Ich beobachte weiter.
[Update] Die nächsten Interessenten sind da. Ein Rentnerpaar, russischer Akzent (ich habe aus Gründen der erweiterten Observationsmöglichkeit das Schlafzimmer zum Lüften geöffnet). Sie verschwinden Richtung Haus. Die Sekretärin zupft sich ihren Pony zurecht.
[Update] Nach ca. 40 Min sind sie immer noch nicht da. Die Sekretärin sitzt nach wie vor im Lexus. Sitzfleisch hat sie jedenfalls. Ich beende meine Observation zu Gunsten eines Schlummis.

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