Am Freitag hat das Kind 1 sein Zeugnis heim gebracht. Man liest sich als Vater das Zeugnis durch und fragt sich nach den ersten Zeilen ob tatsächlich vom eigenen Kind die Rede ist, kontrolliert den Namen nochmal im Zeugniskopf und vertraut schließlich darauf dass die Lehrerin schon alles richtig gemacht hat und ist peinlich berührt. Dann ist es halt so, offensichtlich führt das Kind ein Doppelleben und ist obendrein gut in der Schule.
Automatisch drängt sich einem die Frage auf von wem es das bloß hat. Vater und Mutter waren ja beide – zumindest nach Ansicht der Lehrer – nur mittelmäßig. Betretenes schweigen. In der weiteren Analyse kommen die Eltern allerdings zur Erkenntnis dass die Mittelmäßigkeit in ihren schulischen Leistungen nichts mit einer durchschnittlichen Intelligenz zu tun hat, sondern mit einer unterdurchschnittlichen Leistungsbereitschaft in Bezug auf die häusliche Vorbereitung schulischer Aufgaben. Der Wirtschaftler nennt es Minimalprinzip. Doch unser Kind! Beide sind sich einig dem Kind 1 das Minimalprinzip bis auf weiteres vorzuenthalten.